VER-RÜCKTES FEEDBACK
“Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen, so banal soll ich anfangen?“
Da war es wieder! Diese Rückmeldung bekomme ich seit Jahren immer wieder. Normalerweise zieht sich als unmittelbare Reaktion darauf ein dicker Knoten in meinem Bauch zusammen, der spontan den Großteil meiner Energie aufsaugt und meine Atmung direkt in eine Art Notfallmodus schaltet. Dann setzt sofort die Selbstkritik ein, und die ist meist vernichtend. Diesmal war etwas anders, denn ich atmete weiter und meine Mitte wurde kuschelig und weit. Mit der aufsteigenden Wärme stellte ich meiner Klientin noch einige Fragen dazu, denn es ging ja um für sie wichtige und wertvolle Themen. Wie erwartet, sagte sie mir, dass ihr diese Strategie ziemlich simpel und etwas verrückt vorkomme. Während wir beide herzlich miteinander lachten, wurden mir ein paar wichtige Dinge klar.
Echte Rückmeldungen sind wertvolle Hinweise für mich und wenn ich zurückdenke, gibt es zwei Sätze, die regelmäßig darin vorkommen. Immer öfter werden sie sogar von ein und derselben Person in gefühlt einem Atemzug ausgesprochen:
1. „Ich hätte gerne etwas von deiner Leichtigkeit und Freude in meinem Leben.“
2. „So wie du das machst“, und damit ist mein Leben und meine Arbeit gemeint, „so funktioniert das im wirklichen Leben (oder im professionellen Umfeld) nicht“.
Meine Klientin und ich lachten noch mehr, als sie erzählte, dass sie Satz Nr. 1 bei einem unserer ersten Treffen notiert hatte.
Wenn ich nun den Wunsch hätte, an diesem „wirklichen Leben“ (was auch immer das sein mag) teilnehmen zu können, müsste ich vielleicht zu dem Schluss kommen:
Dass Freude und Leichtigkeit im echten Leben nicht funktionieren?
Oder dass das wirkliche Leben freudlos und schwer ist?
Dass ich etwas falsch mache, wenn ich leicht und fröhlich unterwegs bin?
Dass ich vielleicht verrückt bin, wenn ich nicht, wie die anderen, in diesem richtigen Leben unterwegs sein will?
Oder, oder, oder, ...
Während ich mich mit diesen Gedanken beschäftige, wird mir immer klarer, warum sich in der Vergangenheit so schwere Knoten in meiner Mitte gebildet haben. In diesem Moment lächle ich und entscheide mich bewusst dafür, lieber ein bisschen verrückt zu leben. Und da inzwischen auch immer mehr Studien zeigen, dass unser menschliches Gehirn durch Spiel und Spaß viel schneller Neues lernen und Veränderungen etablieren kann, bin ich weiterhin ernsthaft mit der Leichtigkeit unterwegs, denn:
„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“
―George Bernard Shaw